Am nächsten Morgen haben wir in Dubrovnik ausklariert. Hierzu muss man mit dem Boot an der Zollpier festmachen. Danach geht’s zuerst zum Hafenkapitän. Dieser stempelt die Crewliste ab, kopiert diese dreimal, scannt sie ein und kontrolliert, ob man das Transitlog bezahlt hat. Das sind für Kroatien für unser Boot rund 90 Euro pro Jahr. Mit den abgestempelten Crewlisten geht man dann zum Zoll. Dieser wiederum kritzelt auch irgendwas auf die Crewlisten und behält eine davon. Mit den übrigen Crewlisten geht’s dann noch zur Grenzpolizei, die ebenso die zwei noch vorhandenen Crewlisten abstempelt und mit dem aktuellen Datum versieht. Anschließend behält sie eine davon und kontrolliert die Pässe. Es wird noch gefragt, wohin man fährt und dann hat man es auch schon geschafft! 😂
Nach dem Ausklarieren haben wir von der Zollpier abgelegt und sind zunächst bei sehr schwachem Wind mit dem Motor an der Küste entlang, vorbei an der Altstadt von Dubrovnik und zwischen der Altstadt und der vorgelagerten Insel Lokrum gefahren. Nachdem wir an der Insel vorbei waren, konnten wir auch Segel setzen. Das war auch gut so, denn wir hatten mittlerweile ordentlichen Schwell von querab und dies ist unter Segeln deutlich angenehmer. Etwa eine halbe Stunde später kam ein Polizeiboot von hinten an und machte auf der Backbordseite die Fender fest. Sie wollten also scheinbar längsseits an unserer Steuerbordseite (rechts) festmachen. Ich bat sie, erst mal zu warten, bis wir unser Großsegel eingeholt hatten. Mit dem Schwell war das „Anlegen“ ohnehin eine große Herausforderung. Ein Polizist war dafür abgestellt, mit großen Fendern unser Boot zu schützen. Irgendwann hatte ich Vor- und Achterleine des Polizeibootes bei uns an Bord festgemacht. Aber wie kamen wir jetzt eigentlich zu der Ehre des hohen Besuchs? Bis dahin wussten wir noch nicht, worum es geht, waren wir doch erst vor wenigen Stunden selbst bei der Polizei zum ausklarieren. 🤔
Ich stieg also über auf das Polizeiboot und Nici passte zusammen mit dem abgestellten Polizisten auf unser Boot auf. Dort angekommen erklärte mir der Polizist freundlich, warum er uns aufgehalten hat. Angeblich hätten wir nach dem ausklarieren auf dem kürzesten Weg das Land verlassen müssen und hätten nicht noch an der Altstadt vorbei und zwischen der vorgelagerten Insel hindurch fahren dürfen. Für diesen Verstoß gibt es eine Strafe über 130,- Euro für uns. Wenn wir gleich noch an Bord bezahlen würden, reduziert sich die Strafe auf 2/3, also auf rund 87,- Euro. Ich habe mich maßlos darüber aufgeregt und mich darüber beschwert, dass uns dies vorher beim ausklarieren niemand mitgeteilt hätte. Er meinte nur, er werde nochmal mit den Kollegen sprechen. Wir wären jedoch nicht die ersten und werden auch nicht die letzten sein. Interessant, dass genau dieses Polizeiboot mit uns zusammen die Zollpier verlassen hat. Wer das nicht an Schikane denkt. 😡 Schade, das hinterlässt nicht wirklich eine gute Erinnerung an unsere Zeit in Kroatien.
Nachdem wir die Strafe bezahlt hatten, durften wir zwischen Cavtat und der vorliegenden Insel durchfahren, ohne erneut eine Strafe zu riskieren. Wir freuten uns nun umso mehr auf Montenegro. Ein neues Land, das wir beide noch nicht kannten. Auf dem Weg nach Montenegro bekamen wir noch ein paar Schauer ab, bevor uns Montenegro mit Sonnenschein begrüßte.
Zum Einklarieren sind wir nach Zelenika, dem ersten möglichen Grenzhafen in der Bucht von Kotor, gefahren. Hierzu setzt man nach dem überschreiten der Seegrenze die Gastlandflagge und darunter eine gelbe Flagge aus Signal, dass man einklarieren möchte. Bei der Anfahrt sah alles ziemlich verschlossen aus und wir waren das einzige Boot. Doch nach dem Festmachen an der Zollpier schaute kurz ein montenegrinischer Grenzpolizist aus seinem Häuschen. Beim Festmachen selbst half uns ein Lotse, der kurz zuvor noch ein Kreuzfahrtschiff aus der Bucht von Kotor lotste und anschließend an der Zollpier abgesetzt wurde. Sehr nett und hilfsbereit, unser erster Kontakt in Montenegro. 😊
Die Grenzpolizei verwies mich zunächst auf den Hafenkapitän ein paar Häuser weiter. Dort angekommen lief zwar der Radio, die Tür war aber verschlossen. Öffnungszeit eigentlich bis 19:00 Uhr – es war 18:00 Uhr. Nach etwa 20 Minuten kam ein junger Mann und wollte ebenfalls einklarieren. Es stellte sich heraus, dass dieser regelmäßig hier ist und meinte, wir müssten da mal eine der drei Nummern, welche an der Eingangstür angebracht waren, anrufen. Er hat jedoch sein Handy an Bord gelassen. Also nahm er über mein Handy per WhatsApp-Call Kontakt zum Hafenkapitän auf. Dieser war etwas überrascht den ihm bekannten jungen Mann über diese Telefonnummer zu sprechen. 😂
Zehn Minuten später kam er von Zuhause im Büro an und wir konnten die Formalitäten erledigen. Er erstellte eine neue Crewliste, kopierte diese dreimal. Scannte die unterschriebene Version wieder ein, erhob die Gebühr für eine 7-Tages-Vignette für die Gewässer Montenegros und schickte mich dann weiter zu Polizei. Die hat dann eine Crewliste behalten und die Ausweise kontrolliert. Ich wurde gefragt, ob wir etwas zu verzollen haben. Nachdem ich dies verneinte, waren alle Formalitäten erledigt und wir offiziell in Montenegro eingereist. 🥳 Alle waren zu jeder Zeit sehr freundlich und hilfsbereit. Das haben wir in Kroatien leider anders erlebt.
Nach dem Einklarieren fuhren wir in die nur wenige hundert Meter westlich gelegene Marina Lazure, in der wir für die nächsten beiden Nächte einen Platz reserviert hatten. Es war eine kleine aber feine Marina, die an ein 5-Sterne-Hotel angeschlossen war. Mit 39,- Euro pro Nacht auch noch sehr günstig. Allerdings gilt hier bis Ende April auch noch der Vorsaison-Preis. Die Marina liegt in der Stadt Herceg-Novi.
Der Ort wurde 1382 als Sveti Stjepan vom bosnischen König Tvrtko I. gegründet, der sich einen eigenen Hafen verschaffen wollte, damit er nicht mehr auf die autonomen Handelsstädte Dubrovnik und Kotor angewiesen wäre. Der bis heute gebräuchliche Name Herceg Novi erinnert daran, dass die Stadt im 15. Jahrhundert dem Herzog Stjepan Vukčić Kosača gehörte, von dessen Titel sich auch der Name der Herzegowina herleitet. Herceg Novi ist die jüngste Stadtgründung im Adriaraum, wo die meisten Städte auf die Antike zurückgehen und nur ganz wenige im Mittelalter hinzukamen. Wenn auch eine slawische Gründung, so erhielt Herceg Novi doch Kommunalstatuten, die denen der alten Städte glichen und damit von der römischen Rechtstradition geprägt waren (z. B. Budva oder Bar).
Als einziger fester Ort an der Bucht von Kotor fiel Herceg Novi nach 1420 nicht an die Venezianer; vielmehr wurde die Stadt 1482 von den Türken eingenommen, als diese die Herzegowina eroberten. In ihrem Besitz blieb Herceg Novi mit einer Unterbrechung (1538/1539) bis zum Großen Türkenkrieg(1683–1699). 1687 konnte Gerolamo Cornaro, der Provveditore generale von Dalmatien, „Castelnuovo“ (so jetzt genannt) für die Republik Venedig erobern. Die „Serenissima“ schlug ihre Neuerwerbung zum so genannten Venezianischen Albanien, das von Cattaro aus verwaltet wurde.
Nach dem Fall der Republik Venedig im Jahr 1797 und wechselnden Herren zu Zeiten der Napoleonischen Kriege kam der Ort, der weiterhin Castelnuovo genannt wurde, im Jahr 1815 für ein Jahrhundert unter österreichische Herrschaft und wurde 1919 Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen. Erst seit diesem Zeitpunkt galt wieder der Name Herceg Novi.
Im Zweiten Weltkrieg zunächst italienisch (1941–1943), schließlich deutsch besetzt, wurde die Stadt am 28. Oktober 1944 von den kommunistisch-jugoslawischen Partisanen erobert und unmittelbar danach zur Teilrepublik Montenegro geschlagen.