Ein paar Tage nachdem meine Eltern von Bord gegangen sind, kamen unsere Freunde Petra und Werner in Naxos an, um uns ein Stück auf unserer Reise zu begleiten. Ursprünglich musste Werner den Flug nochmal umbuchen und wir hatten eigentlich erst mal „nur“ mit Petra gerechnet. Um so größer war die Überraschung, als dann doch beide gemeinsam aus der Fähre ausstiegen. Das vereinfachte die weitere Törnplanung doch erheblich. 😜
So ging es gleich am nächsten Morgen bei etwas nachlassendem Meltemi weiter Richtung Süden. Wir segelten nur mit der Genua raumschots zwischen den Inseln Naxos und Paros und ließen den Anker schließlich in einer wunderschönen und gut geschützten Bucht im Süden von Koufonisos fallen. Das Wasser war kristallklar und schimmerte durch den Sandgrund türkisfarben. Es lud uns förmlich dazu ein, hineinzuspringen und uns abzukühlen! 🤩
Abends wurde lecker gekocht und bei einem Gläschen Rum über das bisher erlebte philosophiert. Für den nächsten Tag bot sich ein geeignetes Wetterfenster an, um weiter Richtung Osten zu segeln. Dabei stand das Tagesziel zu Beginn noch nicht ganz fest, da wir noch nicht abschätzen konnten, ob Wind und Welle tatsächlich aus der vorhergesagten Richtung und Stärke kommen würden. Der Meltemi frischte im Tagesverlauf etwas auf und es baute sich eine Windwelle von bis zu zwei Metern auf. Mit unserem „Blonden“ war das aber kein Problem und so segelten wir sicher bis zur Insel Levitha. ⛵️
Die Insel Levitha ist eine kleine, nahezu unbewohnte Insel in der Ägäis, die zwischen den griechischen Inseln Amorgos und Leros liegt. Sie gehört zur Inselgruppe der Dodekanes und ist für ihre Abgeschiedenheit, ruhige Atmosphäre und unberührte Natur bekannt.
Levitha bietet nur wenig touristische Infrastruktur, weshalb die Insel ein Paradies für Segler und Naturliebhaber ist, die nach einem authentischen und abgelegenen Reiseziel suchen. Es gibt nur eine Familie, die dort lebt und einfache Übernachtungsmöglichkeiten und frische, lokale Speisen anbietet, oft fangfrischer Fisch oder Ziege.
Die felsige Küste der Insel und das kristallklare Wasser machen Levitha zu einem idealen Ort für Schwimmen, Schnorcheln und Entspannen. Segler schätzen die kleine, geschützte Bucht, in der sie ankern können. Wanderungen auf der Insel führen zu beeindruckenden Aussichten auf die umliegenden Ägäischen Inseln.
Levitha ist ein verstecktes Juwel in der Ägäis, das Ruhe, Natur und die Möglichkeit bietet, dem Alltag zu entfliehen. Perfekt für alle, die eine Auszeit in einer fast unberührten Umgebung suchen.
Ursprünglich wollten wir in einer gut geschützten Bucht auf der kleinen Insel ankern. Durch die starken Fallwinde erschien uns das jedoch sehr ungemütlich und so haben wir in der gegenüberliegenden Bucht an der letzten noch freien Boje festgemacht. Die Bojenabstände sind sehr eng, dank der Hilfe des Inselbewohners (mir fällt der Name leider gerade nicht ein 🙈) konnten wir jedoch sicher an der Boje festmachen.
Nach dem obligatorischen Ankerbier setzten wir mit dem Beiboot über und liefen einen schönen Weg hinauf auf eine Anhöhe. Dort lebt die bereits oben erwähnte einzige Familie und betreibt ein kleines Restaurant. Ich habe dort zum ersten Mal Ziege gegessen und war sehr positiv überrascht. Auch die anderen hausgemachten Speisen waren alle sehr lecker. Und so hatten wir einen schönen Abend mit einigen netten Begegnungen. 😊
Unter anderem haben wir dort Hans-Peter kennengelernt, einen Einhandsegler aus Österreich, der mit seiner Segelyacht „Alda“ ebenso in Richtung Osten unterwegs war. Auch unser Ziel für den nächsten Tag, die Überfahrt nach Leros, war identisch. Und so tauschten wir gleich noch Kontaktdaten aus und blieben über Funk in Kontakt. Hans-Peter startete am nächsten Morgen etwas vor uns und gab uns immer wieder den aktuellen Status von Wind und Welle durch.
Die Überfahrt zur Insel Leros im Dodekanes war sehr entspannt. Zwischendurch fast etwas wenig Wind hat dieser kurz vor Leros nochmal deutlich zugenommen. Aufgrund der Windvorhersage für die nächsten Tage mit auffrischendem Meltemi, haben wir uns für die tief eingeschnittene Bucht Lakki im Südwesten von Leros entschieden. Da keiner der drei (!) Häfen einen Platz für uns frei hatte, gingen wir zusammen mit einem Dutzend weiterer Boote in der Bucht vor Anker. Wir ließen unseren Anker direkt neben der „Alda“ von Hans-Peter fallen.
Die Insel Leros liegt in der südlichen Ägäis und gehört zur Dodekanes-Inselgruppe. Sie ist bekannt für ihre charmanten Dörfer, grünen Hügel und die tief verwurzelte Geschichte, die bis in die Antike reicht. Anders als viele griechische Inseln ist Leros weniger touristisch erschlossen, was sie zu einem authentischen Reiseziel für Erholungssuchende macht.
Die Hauptstadt Platanos, mit ihren neoklassischen Gebäuden, wird von einer beeindruckenden mittelalterlichen Burg überragt, die einen fantastischen Ausblick auf die Ägäis bietet. Die Küstendörfer Agia Marina und Lakki, bekannt für ihre Häfen, laden zu Spaziergängen entlang des Wassers und zu gemütlichen Tavernenbesuchen ein.
Für Badeurlauber bietet Leros wunderschöne Strände wie Alinda, Vromolithos und Panteli mit klarem Wasser und entspannter Atmosphäre. Auch Wassersportler und Segler finden in den geschützten Buchten der Insel ideale Bedingungen.
Leros ist ideal für Reisende, die Griechenlands Inselwelt abseits der Massen erleben wollen, mit einer Mischung aus Geschichte, Natur und griechischer Gastfreundschaft.
Apropos Gastfreundschaft – schon in der ersten Nacht ist uns auf der anderen Seite der Bucht eine hell erleuchtete Containeranlage auf dem Hügel aufgefallen. Während wir uns mit Hans-Peter zum Fußball schauen in einer Sportbar verabredet hatten, fragte Werner bei den Einheimischen nach dem für uns bis dahin unbekannten Zweck der hell erleuchteten Einrichtung. Zunächst wollte die Bedienung nicht wirklich darüber sprechen. Der Chef der Bar informierte uns schließlich darüber, dass dies ein Auffanglager für bis zu 3000 Flüchtlinge sei, die über den Seeweg illegal aus der Türkei einreisen und meist von Booten der Küstenwache aufgegriffen werden. Aktuell wären wohl „nur“ 1300 Flüchtlinge in dem Lager untergebracht. 😮
Jetzt verstehen wir auch, warum wir auf Leros zwei Boote der deutschen Küstenwache gesehen haben. Sie waren Teil der Frontex-Agentur.
Frontex, die Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache, wurde 2004 gegründet und hat ihren Sitz in Warschau, Polen. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Außengrenzen der Europäischen Union zu überwachen und zu schützen. Dazu koordiniert Frontex die Zusammenarbeit zwischen den nationalen Grenzschutzbehörden der EU-Mitgliedstaaten und unterstützt bei Grenzkontrollen, Rückführungen von Migranten und der Bekämpfung von grenzüberschreitender Kriminalität.
In den letzten Jahren ist die Bedeutung von Frontex stark gestiegen, insbesondere im Zuge der Migrationskrise. Die Agentur wird oft in Gebieten wie dem Mittelmeer eingesetzt, wo viele Migranten die EU-Grenzen erreichen. Dabei gerät Frontex auch immer wieder in die Kritik, insbesondere im Zusammenhang mit Vorwürfen von Menschenrechtsverletzungen bei der Rückführung von Migranten. Wir waren also an der EU-Außengrenze angekommen! 😱
In der folgenden Nacht und am nächsten Morgen frischte der Meltemi weiter auf und wir hatten starke Böen von rund 30 Knoten und darüber hinaus. Unser Anker hielt laut „Ankeralarm“-App, die unsere Position über GPS überwachte, sehr gut. Doch als Werner kurz nach sechs Uhr morgens frische Luft im Cockpit schnappte, fiel ihm das Boot vor uns auf, welches sich uns deutlich näherte. Scheinbar hielt deren Anker nicht mehr im Grund und die Segelyacht trieb immer weiter auf uns zu. Werner rief nach mir und ich kam zügig an Deck. Ich ging nach vorne an den Bug und habe die Crew der auf uns zutreibenden Yacht mit Pfiffen geweckt. Das polnische Paar hat bis dahin scheinbar nicht mitbekommen, dass sich ihr Anker gelöst hatte und über den Grund slippte. 🙈
Etwas verschlafen startete der Eigner rasch den Motor und dessen Frau ging nach vorne, um den Anker hochzuholen. Bei der Aktion hat sich deren Anker dann auch noch in unserer Ankerkette verfangen und drohte nun auch unseren Anker aus dem Grund zu ziehen. Mit Fendern versuchten wir die Bootsberührung so gut wie möglich abzufedern. Am Ende ging nochmal alles gut und unser Anker hat weiter gut gehalten. Das andere Boot konnte den Anker klarieren und hat nach dem ersten Schreck den Anker wieder an der gleichen Stelle vor uns fallen lassen. Nicht sehr beruhigend, aber der Wind sollte im Laufe des Tages ohnehin etwas abnehmen. Schön wäre es gewesen, wenn sich das Paar etwas später bei uns informiert hätte, ob alles in Ordnung ist. Das blieb aber leider aus. Nicht sehr seemännisch! 😉
Den restlichen Tag verbrachten wir an Bord. Werner und Petra fuhren kurz mit dem Beiboot an Land und haben noch etwas Proviant organisiert. Mit vielen Leckereien kamen sie zurück. Am Nachmittag wechselten wir den Propeller des Außenborders und ersetzten den defekten Tank. Am Abend haben wir leckeres Ofengemüse und Bratkartoffeln gekocht. Dazu gab es selbstgemachtes Tzatziki. 😋
Wir verbrachten noch eine letzte ruhige Nacht vor Anker auf Leros, bevor es am nächsten Tag auf die nächste Insel gehen sollte. Doch dazu mehr im nächsten Blog…